02.09.2019
Bekämpfung der Kinderarmut braucht förderliche soziale Gegebenheiten für Kinder!
Die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit (Kinderliga) begrüßt Pamela Rendi-Wagners Vorstoß zur Beseitigung der Kinderarmut in Österreich. Seit Jahren richtet die Kinderliga, so wie viele andere NGOs und Mitgliedsorganisationen der Kinderliga auch, ihren dringenden Appell an die Politik, Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut in Österreich zu treffen.
Soziale Präventionspolitik zur Vermeidung von Kinderarmut
„Kinder, die in Armutsverhältnissen aufwachsen, sind geschwächt. Jede Strategie gegen Kinderarmut muss deshalb auch Kinder stärken und in ihre Ressourcen investieren. Die Familiensysteme und die Hilfseinrichtungen müssen genauso gestärkt werden. Damit es für sozial benachteiligte Kinder Zukunft gibt – unabhängig von ihrer Herkunft.“, sagt Dr. Christoph Hackspiel, Psychologe und Präsident der Österreichischen Kinderliga.
„Nicht nur reine finanzielle Unterstützung, sondern die Absicherung der vielen psychosozialen, medizinischen, pädagogischen Angebote für Kinder und Jugendliche ist ein wichtiger Schritt, um Kindern neue Wege zu eröffnen. Armut und die folgenschweren Konsequenzen für Kinder wären durch eine soziale Präventionspolitik vermeidbar“, ist Mag.a Caroline Culen, Geschäftsführerin der Österreichischen Kinderliga, überzeugt.
„Armut macht krank!“ ist nicht nur ein Schlagwort
Die direkten Auswirkungen von Armut auf die körperliche und psychische Gesundheit sind inzwischen durch Zahlen und Fakten ausreichend belegt. Die Kinderliga fordert daher alle Parteien auf – unabhängig ob sie in der kommenden Regierung sitzen werden oder nicht -, Maßnahmen zur Beseitigung der Kinderarmut zu treffen.
Mit sinkendem sozialem Status steigen die Krankheiten an.
Die untersten sozialen Schichten weisen die schwersten Krankheiten auf und sind gleichzeitig mit der geringsten Lebenserwartung ausgestattet. Der stressige Alltag unter finanziellem Dauerdruck erreicht auch die Kinder und zwingt sie, sich den Kopf zu »zerbrechen«. Bei Kindern in der unteren Schicht zeigen sich mehr Kopfschmerzen, Nervosität, Schlafstörungen und Einsamkeit.[1] Kinder aus einem sozial benachteiligten Elternhaus verunfallen bis zu 70% häufiger. Auch besteht ein Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand und dem Auftreten chronischer Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder Arthrosen und Rheuma bzw. von akuten Ereignissen wie Herzinfarkt. Außerdem häufen sich Komplikationen und die Krankheitsdauer bei akuten und chronischen Erkrankungen.
Der Appell der Kinderliga lautet daher einmal mehr: Armut darf Kinder nicht krank machen!
- Es braucht eine Form der direkten finanziellen Sicherung für Kinder, wo alle Transferleistungen und Zuschüsse gebündelt dem Kind zugeordnet und gewidmet sind, um einen armutsfreien Lebensstandard zu gewährleisten.
- Auch für Kinder in Armut müssen die notwendigen Rahmenbedingungen für ein gesundes Aufwachsen garantiert sein.
„Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche darf nicht nur ein Schlagwort sein! Unsere Vision ist eine Gesellschaft, in der alle Kinder beste Bedingungen für ein gesundes Aufwachsen vorfinden. Wir alle sind gefordert, diese Vision umzusetzen“, lautet Culens Appell.
[1]Klocke, A. & Hurrelmann, K. (1995): Armut und Gesundheit. Inwieweit sind Kinder und Jugendlichebetroffen? Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften, 2.Beiheft, 138-151.