18.12.2020
Kinderliga zu Babyelefant Spot: Kinder nicht für das Verhalten Erwachsener verantwortlich machen!
Wien, 18.12.2020 - Die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit (Kinderliga) sieht den neuen Corona-Spot der Regierung („Ein Babyelefant hat es nicht leicht“) sehr kritisch. „Die Intention der Regierung ist richtig und wichtig, die Umsetzung aus kinderpsychologischer Sicht äußerst bedenklich“, sagt Dr. Christoph Hackspiel, Psychologe und Präsident der Kinderliga.
Der Spot zeigt, wie sich ein Kind im Babyelefantenkostüm ständig plagt und anstrengt, um die Erwachsenen, die den Mindestabstand nicht einhalten, auseinander zu schieben. Es wird suggeriert, dass nun die Kinder dafür verantwortlich sind, die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie einzumahnen. „Hier handelt es sich um eine klare Umkehr der Rollen, die für Kinder ungesund und für Erwachsene unpassend ist. Wir wissen, dass Kinder, die im Familiensystem Verantwortung für ihre Eltern übernehmen (müssen), überfordert und nachhaltig sehr belastet sind “, sagt Dr.in Caroline Culen, Psychologin und Geschäftsführerin der Kinderliga.
Es sei ein völlig falsches Signal der Regierung, Kinder dafür einzusetzen, Erwachsene zur Vernunft und in die Verantwortung zu bringen, sind sich die beiden Experten einig.
Gerade in Zeiten der Pandemie, die für Kinder und Jugendliche verunsichernd und vermehrt auch psychisch belastend sind, ist es wichtig, dass Erwachsene den Kindern Stabilität geben und für sie Verantwortung übernehmen, nicht umgekehrt. Ergebnisse unterschiedlicher Studien zu „COVID und die Kinder" (vgl. Kinderliga-Bericht 2020) zeigen, dass vor allem Kindergarten- und Volksschulkinder – also genau die Altersgruppe, der der Protagonist des Spots angehört – große Sorgen haben, andere Familienmitglieder, im Besonderen ihre Großeltern, anzustecken und für deren Erkrankung verantwortlich zu sein. Der aktuelle Babyelefanten-Spot, den Kinder in diesem Alter ungefiltert, ohne Verstehen einer Metaebene, wahrnehmen, könnte diesen Druck auf die Kinder noch verstärken, befürchten die ExpertInnen der Kinderliga.
„Auch aus Sicht des Kinderschutzes ist das Sujet bedenklich. Da hätten wir uns mehr Feingefühl gewünscht. Ein Spot der Regierung, der ein kleines Kind verkleidet als Babyelefant zeigt, das sich zwischen den Beinen von Erwachsenen in deren Gesäßhöhe durchzwängen muss, ist grenzwertig“, so Culen. Für die Kinderliga zeigt sich, dass auch Werbeagenturen ein größeres Bewusstsein für Kinderrechte und höhere Sensibilität für die Rolle von Kindern brauchen. Eine Ausarbeitung von Kinderschutzrichtlinien könnte, so die Experten, auch in diesem Bereich wichtig sein.
Hackspiel in Richtung der politisch Verantwortlichen: „Die Kinderliga appelliert an die Regierung, ihre Kommunikationsstrategie entsprechend zu überdenken, und in Zukunft klar zu kommunizieren, dass die gesellschaftliche Verantwortung bei uns Erwachsenen liegt – und das nicht nur aktuell in Bezug auf die Eindämmung der COVID Pandemie, sondern insgesamt für das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Österreich.“
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