19.11.2024
Presseaussendung zum Weltkinderrechtetag 20.11.: Kinderschutzkonzepte im Kinderliga-Netzwerk: Fortschritte und Herausforderungen - Ergebnisse der aktuellen Mitgliederbefragung
Utl.: Die Implementierung und Weiterentwicklung von Kinderschutzkonzepten bleiben zentrale Bausteine für den Schutz und die Förderung der Rechte von Kindern und Jugendlichen.
Wien, 19.11.2024 – Anlässlich des Weltkinderrechtetags am 20. November präsentiert die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit (Kinderliga) die Ergebnisse einer umfassenden Mitgliederbefragung zu Kinderschutzkonzepten (KSK). Seit 2017 unterstützt die Kinderliga ihre Mitgliedsorganisationen bei der Erstellung eigener, organisationsangepasster KSKs.
Ziel der diesjährigen Umfrage war es, die Verbreitung, Inhalte, Herausforderungen sowie die bisherigen Erfahrungen der Mitgliedsorganisationen mit der Entwicklung und Umsetzung solcher Konzepte zu analysieren. Die Ergebnisse zeigen deutliche Fortschritte, verdeutlichen aber auch weiterhin bestehende Herausforderungen – insbesondere in Bezug auf zeitliche und finanzielle Ressourcen. „Wir brauchen auch von der nächsten Regierung ein klares Bekenntnis zu Kinderrechten und Kinderschutz. Das bedeutet u.a. eine Fortsetzung der bereits in Angriff genommenen Initiativen der letzten Jahre, wie z.B. die inhaltliche und finanzielle Unterstützung von Organisationen in der Entwicklung eigener Kinderschutzkonzepten“, betont Dr.in Caroline Culen, Geschäftsführerin der Kinderliga.
Große Fortschritte bei der Implementierung von Kinderschutzkonzepten
Die Umfrage ergab, dass im Jahr 2024 nur noch 9 % der an der Befragung teilnehmenden Organisationen kein Kinderschutzkonzept hatten – ein beeindruckender Fortschritt im Vergleich zur ersten Erhebung 2017, bei der über 80 % angaben, noch kein Konzept zu besitzen. Die Mehrheit der Organisationen hat in den letzten Monaten mit der Entwicklung eines KSK begonnen, wobei die Fertigstellung im Durchschnitt ein Jahr in Anspruch nahm. Der erforderliche zeitliche Aufwand variierte dabei stark: Ein Drittel investierte bis zu 40 Stunden, ein weiteres Drittel zwischen 41 und 60 Stunden, während ein weiteres Drittel über 100 Stunden benötigte.
Einbindung aller Organisationsebenen und effektive Kommunikation
Fast alle Organisationen bezogen die Leitungsebene ein, und etwa die Hälfte integrierte darüber hinaus spezielle Kinderschutzbeauftragte oder das gesamte Team. Als bevorzugte Kommunikationsmittel zur Entwicklung der Schutzkonzepte erwiesen sich Teamsitzungen, interne Schulungen, Workshops und Aussendungen. „Die Erstellung und Implementierung von Kinderschutzkonzepten bilden die Basis für eine nachhaltige Qualitätssteigerung der Angebote. Die interne Auseinandersetzung mit den Themen Kinderrechte und Kinderschutz muss als ein fortlaufender Organisationsentwicklungsprozess betrachtet werden“, erklärt Culen.
Werte und Standards als zentrale Bestandteile
Alle befragten Organisationen betonten, dass Kinderschutzkonzepte ein klares Bekenntnis zu Werten und Standards in Bezug auf Kinderrechte und den Schutz von Kindern beinhalten sollten. Auch die Nominierung einer/s Kinderschutzbeauftragten wurde als unverzichtbares Element hervorgehoben.
Positive Effekte und Herausforderungen in der Umsetzung
Viele Organisationen berichteten über eine erhöhte Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für Kinderrechte- und Kinderschutzthemen während der Implementierung eines KSK. Über die Hälfte der Befragten betrachtet die Einführung solcher Konzepte zudem als ein Qualitätsmerkmal in der Außenwahrnehmung. Zu den positiven Effekten innerhalb der Organisation zählen klare Rahmenbedingungen und mehr Handlungssicherheit.
Die Umsetzung gestaltete sich jedoch häufig herausfordernd, insbesondere aufgrund mangelnder zeitlicher und finanzieller Ressourcen. Weitere Hürden waren unterschiedliche Rahmenbedingungen an einzelnen Standorten sowie die Überzeugungsarbeit gegenüber der Leitungsebene oder im Team, umfangreiche Präventionsmaßnahmen trotz höherem Aufwand und Kosten zu unterstützen.
Evaluation von Kinderschutzkonzepten: Ein kontinuierlicher Prozess
35 % der Organisationen evaluieren ihr KSK jährlich, 22 % alle zwei Jahre. Die Ergebnisse dieser Evaluierungen verdeutlichen, dass eine kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung der Konzepte essenziell ist, um sie lebendig und wirkungsvoll zu halten.
Genderspezifische Aspekte
55 % der Organisationen berücksichtigen genderspezifische Aspekte in ihren KSKs. Dennoch wurde hervorgehoben, dass zusätzliche Maßnahmen wie die Bereitstellung gleichgeschlechtlicher Vertrauenspersonen und die Berücksichtigung spezifischer Schutzbedarfe notwendig sind.
Zusätzlicher Unterstützungsbedarf
Für die Ausarbeitung und Umsetzung eines KSK benötigen Organisationen vor allem externe Unterstützung, Schulungen, finanzielle Ressourcen und praxistaugliche Vorlagen.
Mitgliederbefragung zeigt weiteren Unterstützungsbedarf
Die Kinderliga sieht die Ergebnisse der Befragung als Bestätigung der bisher geleisteten Arbeit, aber auch als klares Signal für den bestehenden Unterstützungsbedarf. Die Mitgliedsorganisationen des Netzwerks bleiben engagiert in ihrem Einsatz für die Sicherstellung und Weiterentwicklung des Kinderschutzes. Culen versichert: „Die Kinderliga wird ihre Mitgliedsorganisationen – und auch andere interessierte Organisationen aus dem Feld – weiterhin in der Entwicklung und Implementierung von Kinderschutzkonzepten unterstützen und begleiten.“
Rückfragehinweis:
Verena Bittner-Call
presse@kinderjugendgesundheit.at
+43 650 7101373