19.09.2024
Weltkindertag 20.9.: Recht von Kindern und Jugendlichen auf Gesundheit wird in Österreich nicht genügend geachtet!
Kinderliga sieht Versäumnisse Österreichs bei der Umsetzung des Verfassungsrechts auf Gesundheit für alle Kinder und formuliert konkrete Empfehlungen für die neue Regierung.
Die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit (Kinderliga) nimmt den UNICEF Weltkindertag am 20. September - diesmal unter dem Motto „Mit Kinderrechten in die Zukunft“ - zum Anlass, einmal mehr auf die Verschlechterung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen durch die Belastungen der COVID-19 Pandemie, durch Teuerung und damit einem erhöhten Armutsrisiko, Zukunftsängste durch Klimakrise, kriegerische Konflikte und gesellschaftliche Spannungen hinzuweisen und in diesem Zusammenhang konkrete Forderungen an die kommende Regierung zu richten, die Kindern und Jugendlichen ein gesundes Aufwachsen in Österreich garantieren sollen.
Kinderministerium, Kindermilliarde und weitere konkrete Forderungen der Kinderliga zum Weltkindertag
Laut „Rat der WHO für die Ökonomie der Gesundheit für alle“ haben mehr als 140 Länder - darunter auch Österreich - Gesundheit als Menschenrecht in ihrer Verfassung verankert. Diesbezüglich ist jedoch auch in Österreich, einem der reichsten und sichersten Länder der Welt, ein Versäumnis wahrzunehmen. Die Expert:innen des, rund 120 Mitgliedsorganisationen umfassenden, Netzwerkes der Kinderliga wünschen sich daher zunehmendes politisches und soziales Bewusstsein in Bezug auf die Relevanz von Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich. Neben dem bereits mehrfach geforderten Kinderministerium und der Kindermilliarde, lauten die dringenden
Empfehlungen der Kinderliga:
- gezielte Maßnahmen gegen Kinderarmut, um der Isolation von armutsbetroffenen Familien entgegenzuwirken
- Erhöhung der Ausgaben für Kindergesundheit
- Lücken in der Prävention und der Versorgung schließen
- Ausbau der Angebote für psychisch belastete Kinder und Jugendliche sowie deren Familien
- gezielte Investitionen in Regionen mit einer nachteiligeren Ausgangslage in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Bildung, Beschäftigung etc.
- Unterstützung und professionelle Implementierung digitaler Behandlungswege
- Nachhaltige und sichere Finanzierung von multifunktionalen Zentren und Ambulatorien
Österreich bietet nicht allen Kindern den gleichen Zugang zu Gesundheitsleistungen.
Alle Kinder und Jugendliche in Österreich haben grundsätzlich das Recht auf hochwertige Gesundheitsleistungen, chancengerechte Bildung sowie auf gesunde Ernährung, gute Wohnverhältnisse, und nachhaltige Umweltbedingungen, um bestmögliches Aufwachsen zu garantieren. Dennoch haben in Österreich nicht alle Kinder und Jugendliche den gleichen Zugang zu kassenfinanzierten, niederschwelligen Gesundheitsleistungen. „Viele Kassenleistungen sind mit monatelangen Wartezeiten verbunden. Private Ausgaben für Gesundheit steigen in den letzten Jahren etwas schneller als die Gesundheitsausgaben gesamt. Therapieplätze für Kinder und Jugendliche mit komplexen Themen wie seltenen und chronischen Erkrankungen, Entwicklungsverzögerungen oder Autismusspektrumsstörungen sind schwer bis kaum zu finden“, sagt Dr.in Caroline Culen, Geschäftsführerin der Kinderliga.
Behandlung bei psychischen Problemen, schneller und kostenfreier Zugang zu Therapieplätzen in Logopädie, Ergo- und Physiotherapie, stationäre Plätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, kassenfinanzierte Besuche bei Kinderärzt:innen und vieles mehr bleiben vielen Kindern und Jugendlichen in Österreich verwehrt. Die Gründe dafür sind vielfältig: soziale Ungleichheit und finanzielle Hürden, Versorgungsunterschiede durch Stadt-Land-Gefälle, Sprachbarrieren, aber auch unattraktive Arbeitsbedingungen und daher zu wenig Personal im Kinder- und Jugendbereich.
Recht auf gesundes Aufwachsen muss für alle Kinder in Österreich garantiert sein
Die Folgekosten von Armut, sozialer Ungleichheit und geringer Bildung für das Gesundheitswesen sind enorm. Österreich ist ein reiches Land mit einer guten sozialen Absicherung, dennoch können viele Menschen ihre täglichen Kosten derzeit schwer bestreiten. „In einem reichen Land wie Österreich müssen gesellschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die sicherstellen, dass alle Kinder, unabhängig von ihrer familiären Situation, auch defacto das gleiche Recht auf gesundes Aufwachsen haben“, appelliert Dr. Christoph Hackspiel, Präsident der Kinderliga, schon jetzt an die kommende Regierung.